Freitag, der Tag nach Himmelfahrt um 8 Uhr: "Die Polizei ist da, irgendwas wegen Kinderpornographie.". Ach so, die schon wieder - wie oft habe ich den Staatsanwaltschaften schon erklärt, dass ich einen TOR-Server betreibe? Der Beschluss besagt, dass ich über die IP 80.237.146.62 auf KiPo zugegriffen haben soll.
Zuerst einmal gehört der IP-Adressblock zu Hosteurope, nicht zu einem privaten Dial-Up-Zugangsanbieter. In dem Fall müssten sie nicht mich persönlich, sondern das Rechenzentrum von Hosteurope in Köln besuchen. Zweitens bringt schon der einfache Aufruf der IP den Hinweis auf meine TOR-Installation, inklusive Link zur TOR-Homepage mit Erklärungen, dass der Serverbetreiber durch die Verschlüsselung nicht weiss, welche Daten über seinen Server getunnelt werden.
Trotzdem wollte das nette Team meinen Laptop beschlagnahmen - auf dem ich gerade meine Diplomarbeit schreibe - und die deshalb überlebenswichtig für mich ist. Zumindest konnte ich sie davon überzeugen, nur die Festplatte zu konfiszieren, damit ich wenigstens den Laptop noch zur Arbeit an der Uni verwenden kann. Eine neue 120GB Laptopfestplatte gab es günstig bei der Zur 48, allerdings nicht mit meinen Daten - wie bitte soll ich ein hochangepasstes Gentoo-System, dessen Einrichtung Jahre gedauert hat, in kurzer Zeit wiederherstellen? Ganz zu schweigen von den Daten an sich...
Ich hoffe, dass die Staatsanwaltschaft schnell darauf kommt, dass ich nicht für die Taten von TOR-Nutzern verantwortlich bin. Vielleicht ist es auch ein weiterer Versuch, die Freiheiten des Bürgers (TOR-Server zu betreiben ist legal, zumindest jetzt noch) weiter einzuschränken, nach dem Motto: Diesmal haben wir nur die Festplatte genommen, aber das nächste Mal nehmen wir alles mit. Für Firmen, die ihre Server/Rechner für die Ausübung ihrer Geschäfte benötigen, ist eine Beschlagnahmung der Bankrott. Auch eine Möglichkeit, unliebsame Personen loszuwerden. (Hat da jemand Stasi 2.0 gesagt?)